"Da hilft nur eine OP" - Warum das meistens falsch ist!

 

 

 

Viel zu vielen Frauen wird nach der Geburt ganz oft einfach an den Kopf geworfen, dass bei "so einem Bauch" nur eine OP helfen würde.

Ich weiß wirklich nicht, woran das eigentlich liegt. 

Männern sagt man sowas ja auch nicht.

Das Problem ist, dass meistens nicht wirklich eine Diagnose gemacht wird, die auch Hand und Fuß hat. Das heißt im Klartext, meistens wird ein Bauch entweder fälschlicherweise einfach als Rektusdiastase bezeichnet. Oder ein Bauch an sich als pathologisch. Was ich noch weniger verständlich finde.

 

Leider ging das Jennifer, deren Geschichte ich heute erzählen möchte, genauso.

Sie hat sich Gott sei Dank nicht in eine OP reintreiben lassen, sondern zuallererst einmal Übungen gemacht, die zu ihr und ihrer Situation passen. Nämlich "gscheite" Rückbildungsübungen, wie ich das immer nenne. 

Sie ist Teilnehmerinn meines Onlinekurses "Rückbildung mit Rektusdiastase" und so konnte ich sie auch für eine Weile betreuen und ihre Fortschritte beobachten.

Sie hat mir die folgenden Bilder unten zur Verfügung gestellt.

Vielen vielen Dank dafür, liebe Jennifer. Ich hoffe, es gibt anderen Frauen ein bißchen Zuversicht in sich und ihren Körper und macht Mut und Motivation dranzubleiben mit den Übungen.

 

 

 

Hier kommt ihre Erfolgsgeschichte:

 

 

Das erste Bild ist ca. 7 Monate nach der Geburt per Kaiserschnitt.

Das zweite Bild 4 Wochen später, nachdem sie mit Übungen aus meinem Rektusdiastase Onlinekurs angefangen hat (muß ich jetzt auch mal ein bißchen stolz sagen).

 

Jennifer hatte, zusätzlich zu ihrem "Bauch", auch eine Rektusdiastase.

Die Rektusdiastase war nach der Geburt 10 cm breit. Trotz Rückbildungskurs, Osteopathie, Tapen und sehr viel Eigeninitiative, fühlte sich der Bauch trotzdem nicht stabil an und die Muskeln arbeiteten kaum. Zusätzlich hatte unser tapferes "Model" Rückenschmerzen. Was ja kein Wunder ist, in Anbetracht der Tatsachen.

 

Ihr wurde gesagt: "Da hilft nur eine OP".

Wie gut, dass nicht immer alle auf das hören, was ihnen gesagt wird :)

Vor allem würde ich in den ersten 2-3 Jahren noch überhaupt nicht im mindesten an eine OP denken. Da ist immer Potenzial. Außerdem sind die ganzen Rückbildungs-Umstellungsprozesse noch gar nicht abgeschlossen, als dass da ein qualifiziertes Urteil gebildet werden könnte. Es verändert sich noch viel zu viel.  

 

Großes Bild: 7 Monate nach Kaiserschnitt.

untere Reihe, Bild links: 7 Monate nach Kaiserschnitt. Bild rechts: 4 Wochen später.

 

Nach der Geburt war die Rektusdiastase 10 cm.

Inzwischen ist sie nur noch 1 Finger breit.

 

 

7 Monate nach Kaiserschnitt

 


 

7 Monate nach Kaiserschnitt

 

 

4 Wochen später

 


Ein absolut deutlicher Unterschied.

 

 

Sie hatte nicht nur eine recht große Rektusdiastase, sie hatte auch noch den typischen Baby Bauch.

 

Es ist absolut wichtig, die Bauchmuskeln zum Arbeiten zu bewegen. Das funktioniert aber nicht mit Situps, Crunches, Klappmesser, Planks (Liegestützen) oder Joggen.

Das sind Übungen und Sachen, die viel zu brutal sind. So viel Kraft und Stabilität haben die Muskeln noch gar nicht, dass sie das aushalten können bzw. leisten können. Das ist, als ob man von null auf 100 Marathon rennt.

Das muß man vorbereiten. Und zwar durchdacht und organisiert. UND IMMER mit Respekt auf die

Ist-Situation und der gerade in dem Moment vorhandenen Kraft. 

 

Ich rate bei "Bäuchen" (das klingt ja immer schon komisch, aber wie soll ich es sagen ;) ), die ungefähr so wie hier im Beispiel aussehen, zuallererst Übungen in Bauchlage zu machen und die Bauchlage an sich als Entlastungsposition einzunehmen, damit Gegendruck von unten entsteht und der Bauch und das Gehirn neue und anderen Reize bekommen als bisher. Man kann in der Bauchlage prima die tiefen Bauchmuskeln aktivieren und schonend und gesichert anfangen anzuspannen.

 

In kurzer Zeit ist tatsächlich schon recht viel möglich. Dennoch geht es weiter. Das ist ja noch nicht das Ende, aber auf dem besten Wege zu einem stabilen Körper.

Es ist nie ein schneller Weg in der Rückbildung. 

Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Im Gegenteil!

Das Ganze ist ein Grundaufbau und die Grundsteinlegung für einen gesunden und stabilen Körper für die Zukunft. Nicht eine "mach das weg" Lösung. Die gibt's nicht.

 

Wer zum Beispiel einen flachen und dünnen Bauch hat, dafür aber eine große Lücke zwischendrin, ist nicht unbedingt besser dran. Es ist immer individuell verschieden bei jeder Frau und am besten man findet eine spezielle Physiotherapeutin, die sich das mal anschaut. Da hängt ja immer ein ganzer Mensch mit seiner Haltung, Statik und sonstigen körperlichen Problemchen dran.

Deshalb gibt es keine "One Fits All" Lösung, also eine Lösung, die immer für alle Rektusdiastasen gleich ist und garantiert immer zu einem (gleichen) Ergebnis führt.

Genauso wenig gibt es die OP, die DIE schnelle Lösung ist.

Es gibt auch nicht DIE Übung, die am besten ist, damit es am schnellsten "weg geht"

 

Es gibt keine eine Übung, die das weg macht. Es gibt auch keinen einen Handgriff, der das weg macht.

Auch der sogenannte "Heller Handgriff" ist nur ein kleiner Teil einer ganzen Behandlung oder Therapie. Das sind immer Kombinationen einer ganzen Therapie und einer Übungs-/Trainingsreihe über einen längeren Zeitraum hinweg. Und es erfordert konsequentes und kontinuierliches Dranbleiben. Wie bei jedem andere Training auch.

 

Wie die gerissene Haut sich noch verändern wird, muß man auch abwarten. Das kann man jetzt noch gar nicht voraussehen. Dazu ist es noch viel zu früh und ist auch je nach Stillen und Abstillen noch ein Thema. 

 

So kurze Zeit nach einer Geburt gesagt zu bekommen, dass da nur noch eine OP hilft, ist echt grob fahrlässig und potenziell einfach FALSCH.

Genauso falsch ist es, einfach mal "Bauchmuskelübungen" anzuordnen.

 

7 Monate nach einer Geburt ist noch überhaupt keine Zeit. Der Körper hat sich noch nicht komplett wieder auf Normalhormonhaushalt umgestellt, geschweige denn ist innen alles stabil.

Und wie oben schon erwähnt, kann Abstillen noch mal einen ganz großen Unterschied machen.

Nach dem Abstillen kann man dann auch erst mal noch ein halbes Jahr bis zu einem Jahr abwarten und sehen, was mit dem Hormonhaushalt passiert und wie sich das auf den Körper insgesamt auswirkt. Das kann noch einen großen Schub in Richtung "straffer" und stabiler machen.

 

Man darf nicht alle Rektusdiastasen und Bäuche über einen Kamm scheren. Es kommt immer darauf an, ob, und falls ja, was gerissen oder so überdehnt ist, dass das muskulär nicht mehr zu stabilisieren ist.

Natürlich und leider ist nicht alles wegturnbar. Wenn die Lücke so instabil ist, dass der Darm zwischen den Bauchmuskeln schon fast rausfällt oder die Linea Alba so dünn ist, dass sie kaum hält, dann braucht das ärztliche Intervention. 

Nach einer OP kommt die Kraft allerdings auch nicht von ganz alleine wieder. Das muß genauso trainiert und stabilisiert werden. 

 

Bei einem Bauch, der "einfach nur" wie schwanger aussieht oder "einfach nur" noch ein paar Pfunde zu viel hat, ist auch wahnsinnig viel machbar.

Es ist auch wirklich wichtig zu unterscheiden, ob der Bauch tatsächlich eine Rektusdiastase hat, oder ob er nur so aussieht, weil die Muskulatur nicht anspringt. 

Eine Rektusdiastase heißt erst so ab einer Breite von 2,7 cm. Alles andere wird als normal nach einer Geburt bezeichnet. Was es aber auf jeden Fall ist, ist eine Bauchwanddysfunktion, die man behandeln kann.

 

Ein Bauch an sich, der aussieht wie schwanger, ist nicht auch gleich eine Rektusdiastase.

Ob er noch dazu eine hat, muß man testen. 

Also, aussehen wie schwanger und eine Rektusdiastase haben, sind zwei verschiedene Sachen, wobei das eine das andere nicht ausschließt und beides oft miteinander einher geht.

 

Es gibt ja tausende von Bauchzuständen nach einer Geburt.
Von flachen Bäuchen mit kleiner Lücke, über flache Bäuche mit Megalücke, über große Bäuche mit keiner Lücke oder kleiner Lücke, über große Bäuche mit Megalücke, über Brüche, über Bauchdeckenschwächen, über überdehnte Haut, mega überdehnte Bauchmuskeln bis hin zu gerissenen Faszien, wo der Darm zwischen den geraden Bauchmuskeln durchfällt. Oder ganz einfach halt auch mal ab und zu noch ein bißchen "Babyspeck", der überhaupt nicht schlimm ist, weil normal in der Situation.

Und es gibt auch alles noch in irgendeiner Kombination mit dem anderen.

Aber jetzt bitte nicht anfangen den "Babyspeck" abzuhungern". Das ist ungesund und nicht förderlich! Und vor allem durch die Hormonlage auch noch ein bißchen erschwert. Essen muß man. Und zwar nicht zu knapp, sonst hält man das erste Jahr gar nicht durch. Gegen "gesund essen" spricht ja nix ;) )

 

Ein paar Bilder von verschiedenen Ausmaßen an Bauch oder Rektusdiastase, habe ich im Artikel Wann darf ich nach der Geburt wieder Sport machen? 

Noch mehr zu "Bauchunterschieden" gibt's im Artikel Was ist eigentlich eine Rektusdiastase.

 

Was, wenn man so einen Bauch operiert und DANACH stellt sich der Körper erst noch um?

Man operiert im weichen Hormongewebe rum und wundert sich, warum das Ergebnis vielleicht nicht so schön aussieht, wie wenn alles tatsächlich ausgeheilt wäre.

Und die Narben auch. In weichem Gewebe kann man die Nähte gar nicht wirklich toll nähen. Die Narbenbildung sollte doch auch stabil sein und nicht verkruxt aussehen, mit Verwachsungen, weil sich die Haut immer noch verändert. 

Nicht zu vergessen, die immer noch andauernden Veränderungen der Muskulatur, die ja dann auch gerafft und gestrafft werden soll und vielleicht ein Netz innen eingenäht bekommt. 

 

In machen Fällen, wie bereits erwähnt, kommt man um eine OP nicht herum, weil die Stabilität nicht mehr gewährleistet werden kann, sich die Kraftübertragung überhaupt nicht mehr aufbauen läßt und die Bauchwand so kaputt ist, dass Organe zwischen den geraden Bauchmuskeln heraustreten können. 

Ich hatte bisher allerdings noch keinen Fall in der Praxis, bei dem eine OP wirklich nötig gewesen wäre. Das sind Ausnahmen.

 

Irgendwann, zu gegebener Zeit, falls "Restschäden" bleiben sollten, kann sich natürlich jeder überlegen, ob er (sie natürlich) mit dem "kosmetischen Problem" leben will.

Das ist aber eine ganz andere Geschichte. Bei manchen bleiben die Streifen, die Haut, ein paar Polster. Schwangerschaften und Geburten sind nicht nur psychisch und emotional, sondern auch für den Körper, lebensverändernde Situationen. Das bleibt selten in den Klamotten hängen. 

 

 

 

 

 

Man kann in den meisten Fällen, sehr sehr viel erreichen, wenn man mal weiß, wie man die Bauchmuskeln zum Anspringen bringt und wie man Kraft und Gewichte, die der Körper im Alltag ja tragen muß, richtig umsetzen lernt. 

 

Aber egal wie, man muß irgendwann mal anfangen mit dem Puzzle. Ein Mosaiksteinchen nach dem anderen. Eine Übung nach der anderen. Kucken, was passiert. Weiter machen. Nächste Muskelherausforderung. Wieder ein Stückchen weiter. Noch ein paar Dehnungen. Und wieder ein Stückchen weiter. Übungsschwierigkeit steigern. Weiter machen. Manchmal gibt's auch Plateaus. Da muß man durch. Neu justieren und weiter.

Das ist bei JEDEM Training ganz genau so und kein bißchen anders. Der einzige Unterschied, ist die Art der ÜBUNGSAUSWAHL und der Hormonhaushalt.

 

Wenn man nach ausreichend verstrichener Zeit nach der Geburt (2-3 Jahre), ausreichend trainiert hat (mit den richtigen Übungen, ohne Situps usw., mindestens mal 6-12 Monate) und auch abgestillt hat (mindestens 6 Monate), dazu am besten noch bei einer, auf diesem Gebiet ausgebildeten, Physiotherapeutin in Behandlung war und trotzdem null Stabilität reinbekommt und nicht zufrieden ist, DANN kann man sich immer noch einem Chirurgen, einem Plastischen Chirurgen, oder mehreren, vorstellen. 

Vorher würde ich auf gar keinen Fall in Panik, Hektik und Hatz ausbrechen.

Eine OP läuft nicht weg und ist absolut kein Zuckerschlecken.

 

Jetzt hab ich mich wahrscheinlich 20 mal wiederholt. Man verzeihe mir. Aber es kann nicht klar genug gesagt werden, dass man ganz arg aufpassen muß, bevor man sich verrückt macht und denkt, man ist ein hoffnungsloser Fall. Oder vielleicht sogar der einzige hoffnungslose Fall, den es überhaupt gibt.

Und aufpassen muß man auch, dass man nicht Bauch-besessen wird. Das passiert schneller als man denkt und es dreht sich alles nur noch um dieses Thema im Kopf. Das ist nicht nötig und meistens auch nicht besonders förderlich.

Gib dem Körper auch mal eine geistige Pause, vielleicht macht er dann ja einen Satz nach vorne :)

 

Sollte tatsächlich irgendwann eine OP anstehen, weil es zwingend nötig ist oder man überhaupt nicht mit seinem Körper zurecht kommt, dann kann man auch diese überstehen. Dann ist das eben so. Manchmal muß man auch einfach praktisch denken. Und ich sage das wie immer mit viel Liebe.

Dann informiert man sich, geht zu verschiedenen Ärzten, recherchiert und organisiert sich das ganz genau. So lang, bis man sich sicher ist, dass man sich vertrauensvoll in genau diese speziellen chirurgischen Hände begeben kann und will, und dass während der Post-OP-Phase zuhause alles gut  organisiert werden kann. Weil, die ersten 3 Monate ist man raus aus dem Geschehen. Bauchgurt, nix heben, nix tragen, Narkose detoxen, Schmerzmittel nehmen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit nach OP, Schmerzen, Regenerations- und Heilungsphasen, vorsichtiger Muskelaufbau.

Auch das ist ein Langzeitprojekt!

 

 

 


Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit 25 Jahren Physiotherapeutin und hab viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.


Rückbildung mit Rektusdiastase Onlinekurs

 

Wer sich weiter und tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchte, wird hier fündig:

Rückbildung mit Rektusdiastase.

Auch, wenn es "nur" online ist, es gibt sehr viele Möglichkeiten, sich schon sofort gezielt selbst zu helfen und sich zu informieren. 

Mit den wichtigsten Informationen und den dazu gehörigen must-do Übungsvideos, kannst Du Dich noch heute auf den Weg machen, stabiler zu werden und wieder mehr Zutrauen in Dich und Deinen Körper zu bekommen.

Wenn man weiß, mit was man es zu tun hat, ist es viel leichter. Man tappt nicht mehr im Dunkeln und fragt sich nicht ständig, was los ist. Du bekommst Antworten und die gezielten Übungen für Dein Problem. Alle Übungen sind rektusdiastasensicher und rückbildungsgerecht. Physiotherapeutisch, funktionell und auf dem neuesten, modernen Stand. Ohne Situps, Crunches, Planks oder schräge-Bauchmuskel- Training, welches ja bekanntermaßen Rektusdiastasen schlimmer machen kann.

 

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