Training nach der Geburt und wie man den richtigen Kurs findet

Rückbildungskurs finden

 

 

Das Video und der Podcast sind nicht ganz identisch. Für alle Informationen kannst du gerne beides hören/sehen.

 

 

Diese Woche hat sich irgendwie im Nachhinein zur "Themenwoche" entwickelt.

Das Video hatte ich die Woche bei Instagram gepostet und wollte es hier noch mal im Kontext als Blogartikel posten. Achtung, provokanter Inhalt ;) ich spreche nicht von den Leuten, die viele und gute Ausbildungen haben und schon jahrelang mit den Frauen arbeiten und die tatsächlich Ahnung von Rückbildung haben. Aber ich fühle mich verpflichtet, die Frauen darüber aufzuklären, dass es einfach so viel gibt, das schädlich ist. Ich bekomme ja ständig Rückmeldungen darüber.


Die Infos, die man so oft zum Thema Rückbildung und Training im Netz findet, bringen mich sehr oft auf die Palme. Vor allem, wenn ich zu lange bei Instagram scrolle.
Ich bekomme konstant Nachrichten von Mamas über "Trainings" und Kurse, die wirklich gesundheitsschädlich sind. 

Ich bekomme ganz oft auch Links geschickt mit der Frage "Ist das was? Kann ich das machen?".

Oder "Seit meinem Rückbildungskurs geht es mir noch schlechter" und dann kommt raus, dass das eigentlich gar kein Rückbildungskurs war, sondern irgend ein "Postnataler " Trainingskurs.

 

Ich muss vorweg nehmen, dass es natürlich auch Trainer gibt, die das sehr umsichtig und vorsichtig machen und die ihre Kurse tatsächlich rückbildungsgerecht gestalten.

Ich sage explizit, dass es schwarze Schafe in jeder Berufsgruppe gibt und, dass wir alle Fortbildungen machen müssen.

 

Aus Mangel an Rückbildungskursen oder aber auch aus Mangel an gut ausgebildeten Physios und Hebammen, haben die Frauen oft gar keine andere Wahl, als zu den Trainern zu gehen.

Aber wenn man's genau nimmt, Trainer und Rückbildung gehören eigentlich nicht zusammen. Rückbildungskurse sind medizinische Kurse, das gehört in Hebammen und Physio Hände.

In gut ausgebildete und fortgebildete Hebammen und Physio Hände.

Das Gros der Trainer überschätzt sich aber, meiner Meinung nach, maßlos.

In dem, was sie wissen und in dem, was sie anbieten. Das beschränkt sich nicht nur auf die Rückbildung, sondern auch für die Zeit danach. Dabei ist "Rückbildung" ja auch ein relativer Begriff. Wann hört die denn genau auf? Für mich wird generell im ersten Jahr nach der Geburt einfach viel zu viel Mist angeboten, der oft tatsächlich gesundheitsschädlich für die Frauen ist.


Ich bin oft erschüttert, was da so alles gezeigt und angeboten wird.

Da nennen sich Leute Rückbildungsexperten, Rückbildungstrainer, Postnatal Experten, Rektusdiastase Spezialisten und so weiter und so fort.

Ich bin überzeugt, dass 80% davon noch nie eine echte Wöchnerin gesehen haben, geschweige denn eine echte "Patientin", die nach dem sogenannten "Rückbildungstraining" oder "Postnatal Sport" dann bei uns in den Praxen mit Beschwerden vielfältiger Art landet.

Ich bekomme so viele Emails und Nachrichten bei Instagram und Facebook von Frauen, die nach ihrem so "expertisen" und "spezialisierten" Kurs oder Personal Training dermaßen Beschwerden haben, dass ich dann auch nicht weiter weiß. Da kann ich nur noch mehr aufklären und auf die Spätschäden aufmerksam machen. Ich und meine lieben Kolleginnen, die sich da auch sehr engagieren, wollen damit nicht Angst verbreiten. Aber vielleicht geht's anders nicht.

 

Viele Frauen enden bei uns, weil sie Rückenschmerzen oder überhaupt Schmerzen nach den Trainings bekommen haben und manchmal eben auch eine Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden. Oder der Bauch oder einer Rektusdiastase, der/die hinterher noch tausendmal schlimmer ist als vorher.

 

Da werden ab Stunde eins monstermäßige Übungen gemacht. In der Rückbildung ist oft sogar schon der Vierfüßler eine Übung, die die wenigsten können und machen sollten.

Von Situps , Planks, Beine-in-die-Luft-Übungen, Training mit Gewicht,  Joggen und dem ganzen anderen Kram, der viel zu viel Druck und High Impact auf Bauch, Beckenboden und innere Organe macht, will ich erst gar nicht anfangen zu sprechen. Das hab ich schon so oft in meinen Blogartikeln beschrieben.

 

Es wird keine Rücksicht auf Heilung und Regeneration genommen und die Strukturen werden bei diesen tollen Trainings viel zu früh viel zu stark und viel zu schwer belastet.

Entweder geschieht das schlicht aus Unkenntnis, was es nicht besser macht, oder "man" hat andere "Erkenntnisse".

Da wird gepostet mit einem Kind im Arm oder in der Trage und noch einer Kettlebell überm Kopf oder einer Hantel links und rechts in der Hand. Oder Rückenlage, beide Beine in der Luft, Hanteln in den Händen und dann machen die Beine das eine (am besten da auch noch ein Widerstand mit Theraband drum rum) und die Arme machen mit den Hanteln das andere. 

Das ist für mich kein postnatales Training. Das ist für mich der erste Schritt zur Beckenbodenproblematik. Muss ja nicht sofort was passieren, obwohl es das auch oft tut, kann auch über einen Zeitraum von ein paar Wochen oder Monaten dauern, bis das Gewebe und die Muskulatur endgültig nicht mehr können und sich alles langsam, aber sicher absenkt.

Ich hatte so einige Patientinnen, bei denen nach der Geburt monatelang alles tiptop war und auf einmal war da was. Ein Fremdkörpergefühl in der Scheide oder ein paar Tröpfchen verloren.

"Ist das normal", fragen sie dann. Nein, ist es natürlich nicht.

Oder die andere Patientin, die plötzlich nach dem Einkaufen inkontinent war, nachdem sie die Einkaufstüten geschleppt hat. Manchmal kann es auch ganz schnell gehen.

Egal, wo der zu viele Druck herkommt, er sollte so gut es geht und so oft es geht vermieden werden. 

Man kann zu viel Druck nicht immer einfach mit "Beckenboden anspannen" abfangen, wenn das Gewebe noch schwach ist. Das braucht sehr viel Regeneration und Entlastungspositionen, nicht forcierte Belastung, sei es als Training oder im Alltag, damit sich alles gut zurückbilden kann.

 

Diese Trainer-Experten haben da was gelernt, was nichts mit der Rückbildungszeit zu tun hat und auch absolut nichts mit "postnatal" und der tatsächlichen Situation der Frauen.

Rückbildung, die echte und eigentliche Rückbildung, hat für mich generell nichts bei Trainern, Yogalehrern und Pilatestrainern zu suchen. Genauso wenig wie Rektusdiastasen und Beckenbodenproblematiken. Es ist sehr gut, wenn sie darüber Bescheid wissen und sich auf diesem Gebiet weiterbilden, denn dann kann man das Training so gestalten, dass später erst gar keine Probleme auftauchen. In einer richtig guten Trainer Fortbildung lernt man das nämlich.

Ich hab nichts gegen Trainer, Yogalehrer oder Pilatestrainer, aber wie schon erwähnt, wird sich da gerne mal überschätzt und die Herangehensweise an das Auftrainieren und Übung-machen nach der Geburt ist sehr oft nicht anwendbar auf die Muskulatur in der Rückbildungszeit.

Da wird zu oft von Muskulatur ausgegangen, die "nichts hat".  Also normal, intakt und "gesund" ist. Aber nach einer Geburt "hat die Muskulatur was". Sie ist überdehnt, verlängert, verdünnt, gerissen, traumatisiert, Beckenboden oft genäht, nach Kaiserschnitt viele Lagen an Gewebe geschnitten und genäht. Das braucht eine andere Herangehensweise als so oft leider üblich.

 

Unten habe ich euch Studien gelistet, da könnt ihr nachlesen und selber nachforschen.

 

Es dauert 2,7 Jahre, bis die Gefahr einer Organsenkung im kleinen Becken nach der Geburt deutlich verringert ist! Das muss man sich mal überlegen, wie lang das ist.

Und was erhöht die Gefahr einer Organsenkung?

Druck, Erhöhung des Drucks im Bauchraum, Gewichte, Belastung, High Impact Sport (alles, was eine große Stoßbelastung macht). 

Nach einer Geburt ist ganz oft Husten und Niesen schon die ultimative Belastung.

Husten allein ist laut einer Studie wohl schon das, was am allermeisten Druck auf den Beckenboden macht.

Klar wird das mit der Zeit besser und Beckenboden und Bauch können das besser abfangen.

Aber bis der Körper wirklichem Druck standhalten kann, bis im Inneren die Organe und Bänder nicht mehr weich sind, das dauert lange. 

Das dauert schon mal das erste Jahr.

Bis man dann so weit ist, dass man sich mit Gewichten belasten kann und das vorher körperlich auch stabilisiert hat, das dauert nochmal Zeit. Man kann das geschädigte Gewebe, die überdehnte Muskulatur, die traumatisierten Strukturen nicht gleich mit "normalem" Training belasten. Das muss doch erst heilen und regenerieren.

 

Wenn die Mama stillt, dann ist das Gewebe noch mal länger weich. Und auch da dauert das nach dem Abstillen oft noch mal ein halbes Jahr, bis alles wieder geregelt ist mit den Hormonen und der Festigkeit des Gewebes. Und auch dann, nach dieser Zeit, muss man sich erst mal rantasten und sich noch mehr  muskulär stabilisieren, bevor man High Impact und Druck "kann".

Das passiert ja nicht von allein, nur weil man abgestillt hat oder weil man denkt, die Rückbildung ist jetzt vorbei. Und wieder, wann genau ist das? Nach sechs Monaten, nach einem Jahr?

Zeit spielt eine große Rolle, aber dann auch wiederum eben nicht.

Nur, weil Zeit rum ist, ist man nicht muskulär aufgebaut.

 

Man kann mit Druck und Gewichten nicht "Druck aushalten" trainieren, wenn das Gewebe, die Muskulatur, die Bänder, sämtliche Strukturen und die Organe weich, überdehnt, belastet, geschädigt, genäht und/oder richtig traumatisiert sind.

Das heißt, ich kann nicht mit Situps und Übungen, die sehr viel Druck machen, geschädigte Muskulatur dazu bringen, zu arbeiten. Meistens geht das wortwörtlich in die Hose oder "sprengt" den Bauch noch mehr. Ich kann nicht mit Gewichtetraining den Körper oder gar den Beckenboden stärken, wenn der nur die halbe Kontrolle hat und noch weich ist.

Ich kann auch nicht joggen gehen und erwarten, dass ich damit Muskeln trainiere, wenn ich schon vorher gar keine Muskeln habe, die die Stöße abfangen.

Und auch, wenn der Beckenboden "dicht ist", ist die Gefahr, dass er "undicht" wird erhöht, durch wiederholte, dauehafte, schwere Alltagselastung und erschwerte Trainingsbelastung. Beides kombiniert kann in einem echten Desaster für viele Frauen enden.

 

Wie gesagt, das wird natürlich alles besser und der Körper heilt und regeneriert ganz fantastisch, wenn man ihm die Chance dazu gibt. Der Körper reagiert ganz wunderbar, wenn man ihn rückbildungsgerecht unterstützt und ihm die richtigen Übungen dazu gibt.  Aber das dauert.

Bei jeder Frau ist die Zeitspanne, die es dauert, bis sie dies oder das "halten" kann unterschiedlich lang. Die eine kann es früher, die andere später, wieder bei anderen dauert das alles 3 Jahre.

Trotzdem gibt es im Inneren Prozesse, die man nicht beschleunigen kann.

Eine stillende Frau zwei Jahre nach der Geburt ist noch mal anders als eine frische Wöchnerin 14 Tage nach der Geburt. Man muss beides einfach individuell betrachten und jede braucht eigentlich einen Physio Befund, damit man abchecken kann, wie stabil diese Person ist und was die Muskeln "können".

 

Die Wundheilung dauert, bis alles komplett geheilt, kollagen-mäßig umgebaut und stabil ist, bis zu 12 Monaten. Regeneration von Muskeln kann sogar noch länger dauern.

Die Ansteuerung und Aktivierung der Muskulatur ist in allen Phasen aber wichtig. Aber eben so, dass gefördert und nicht überfordert wird.

Oft hat "Postnatales Training" aber damit nichts zu tun.

In so einer Heilungsphase kann Training, das die Muskulatur und die Frauen überfordert,  große Schäden verursachen, die vielleicht am Ende irreparabel sind.

Das kann auch Nähte unschön verwachsen lassen. Das sieht man nicht immer nur außen, sondern die Narben gehen auch tief nach innen. Und das kann zu einem echt großen Störfeld werden, das Schmerzen macht. Nicht nur bei Kaiserschnittnarben, auch bei Dammnähten , Scheidennähten und was sonst noch alles genäht werden kann im Inneren.

 

Die meisten Frauen bereuen es sehr, dass sie wieder viel zu früh losgelegt haben. Die meisten davon ohne richtige Vorbereitung und mit sehr viel falscher Information. Aber wem sage ich das? 

Ihr, die ihr hier bei mir seid, wisst das ja alles (hoffentlich). Man müsste es einfach noch mehr teilen und weiterleiten. Als kleiner Blogger bewegt man sich ja im Endeffekt immer in der selben kleinen Bubble von Leuten. Aber das nur am Rande.

Die meisten Frauen bereuen es, dass sie sich so sehr unter Druck gesetzt haben nach der Geburt oder sich haben stressen lassen.

Meine Kolleginnen und ich können es nur immer und immer wieder predigen und runterleiern, bis es jedem zu den Ohren rauskommt. Und wir sind Fachleute, die das wirklich in echten und anerkannten Fortbildungen über JAHRE hinweg gelernt haben. Wir haben die Erfahrung und die Expertise auf diesem Gebiet, weil wir mit echten Patientinnen arbeiten.

Sich Wissen und Erfahrung anzueignen passiert nicht in einem Wochenend-Workshop oder in einer Weiterbildung (auch, wenn sie fünf Einzelteile hat) und auch nicht in einem Onlinekurs.

Man ist auch kein Experte, nur weil man Kinder geboren hat und sich danach mit dem Thema "Beckenboden" ganz arg beschäftigt hat oder gar daraufhin ein Trainingsprogramm entwickelt hat.

Man ist auch kein "Rektusdiastase Experte" nur weil man zwei "Fortbildungen für Trainer" gemacht hat. Oder eine. Und es kann und sollte auch niemand Frauen zu dem Thema beraten, der keinen medizinischen Beruf ausübt. 

 


Wie finde ich nun also den richtigen Kurs oder eine "richtige" Rückbildung?

Noch mal kurz die Fakten der Krankenkassen:

  • Rückbildungskurse, wie sie live gegeben werden von Hebammen und Physios, bedürfen einer Anwesenheitspflicht mit Nachweis und Unterschrift jeder einzelnen Stunde, die man teilnimmt.
  • Wer online kassenzugelassene, erstattungsfähige Rückbildungskurse anbietet, muss Hebamme oder Physio sein und es muss "live" sein. Eine Kassenzulassung berechtigt zur Abrechnung mit den Krankenkassen.
  • Eine Kassenzulassung bekommt man nur, wenn man als Physio oder Hebamme eine Praxis hat, die gewissen räumlichen Bedingungen und Qualifikationen unterliegt. Das ist bei den Ärzten genauso. Das ist etwas völlig anderes als eine Kassenzertifizierung.
  • Zertifizieren kann man Präventionskurse, wie z.B. Rückenschule. Ein Präventionskurs ist für gesunde Menschen ohne Beschwerden bzw. ohne behandlungswürdige Erkrankungen. Frauen in der Rückbildung haben eine medizinische Vorgeschichte und dieser medizinische "Zustand" bedarf einer Rückbildung. Rückbildung ist etwas Medizinisches. Kann also deshalb nicht als Präventionskurs zertifiziert werden.
  • Viele Anbieter bieten inzwischen im Netz Rückbildungskurse oder Rückbildungstraining an. Eigentlich dürfte dieser Begriff so nicht verwendet werden, da er viele Frauen in die Irre leitet.
  • "Onlinekurse zur Rückbildung" gibt es nicht kassenzertifiziert, weil Rückbildung kein "Präventionskurs" ist, sondern eben ein medizinischer Kurs.
  • Jede Frau hat nach der Geburt Anspruch auf 10 Stunden Rückbildung. So ein Kurs darf nur von einer Hebammen oder Physiotherapeutin durchgeführt werden. Das läuft so ähnlich ab wie mit einem Rezept vom Arzt. Nur, dass man vorher nicht den Arzt konsultieren muss.
  • Wer dir also online einen kassenzugelassenen Rückbildungskurs anbieten will, muss Physio oder Hebamme sein mit Kassenzulassung und der Kurs muss live sein.
  • Anbieter, die "Kassenenzertifizierung" garantieren, verkaufen keinen Rückbildungskurs, sondern einen Präventionskurs oder Fitnesskurs. Das ist keine Rückbildung. Auch, wenn es so genannt wird.

 

Generell kann ich aber nur raten:

Lest die "Über mich" Seiten und forscht nach. Was haben die als Beruf, was ist der Werdegang, ist das alles medizinisch, was haben die für Fortbildungen, wie lange machen die das schon? Auf vielen Seiten findet man bei "Über mich" eigentlich nur heiße Luft, aber nicht wirklich was Konkretes. Sucht die "Substanz", sucht das "Greifbare".

Und auch, wenn Hebammen und Physios die Anbieter sind, schaut, welche Fortbildungen die wo und bei wem gemacht haben. Wie lange arbeiten die schon damit, wo arbeiten die? 

Kuckt, ob da steht, dass diese Leute eine Ausbildung bei Physio Pelvica, Tanzberger oder Sabine Friese-Berg gemacht haben. Kuckt, ob das Physios, Hebammen oder Fitnesstrainer sind. Der Begriff "Sportwissenschaftler" sagt auch nichts über Rückbildung aus.

 

Und macht einfach nix mit Druck, Gewichten und kein High Impact. Haltet die Füße einfach mal still und macht Eure Übungen.

Laßt euch nicht einwickeln von "was alles geht", vergleicht euch nicht mit Hochleistungssportlerinnen und kauft nicht jedes "Gerät", das man zum Training benutzen kann, nur weil "Influencerin" XY das benutzt.  Macht was Reales und genießt das erste Jahr mit Eurem süßen, kleinen, neuen Baby.

 

 

 

 

Ich kenne keine einzige Frau, die im Nachhinein sagt,"hätte ich mich doch schon viel früher wieder schwer belastet".

Klar, der Alltag besteht auch aus Gewichten und Tragen und Heben, aber man muss es nicht noch zusätzlich öfter machen als nötig. Und zwar so lange nicht, bis man stabil im Inneren ist und bis man den Rest hat schonend heilen lassen.

Dann kann man erst schonend auftrainieren und dann kann man erst mit Gewichten weiter machen.
Gebt ab, was Ihr abgeben könnt und überladet euren Waschkorb nicht. Kauft euch einen leichten Staubsauger und schleppt nicht alles rum, was geht.

Es gibt zig Studien über den Beckenboden. Und es gibt Richtlinien und Verhaltensmaßnahmen.
Nicht nur von physiotherapeutischer Seite aus, auch von gynäkologischer Seite aus. Das sind fundierte, grundsätzliche Dinge. Das ist kein Quatsch. "Leitlinien" haben ihre Berechtigung.

Die hat ja keiner einfach nur mal so erfunden, um anderen das Leben schwer zu machen.

 

 

Hier ein paar Facts:

 

Studie 1:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2721522/

 

 

 

Studie 2:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28285396/

2,7 Jahre ist eine lange Zeit. Das soll aussagen, das erst nach 2,7 Jahren nach der Geburt die Gefahr von  Senkungen deutlich verringert ist. Deutlich verringert. Vorher ist es noch nicht wieder "ganz ok".

 

 

 

 

Etwas über Senkungs-OPs:

https://www.ics.org/publications/ici_3/v2.pdf/chap21.pdf

 

 

 

Leitlinien der Deutschen, der Österreichischen und er Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe:

https://www.ics.org/publications/ici_3/v2.pdf/chap21.pdf

Ab Seite 40. Wenn neue Leitlinien in Arbeit sind, wird die aktuelle aus dem Netz genommen. Derzeit hab ich nur noch die "aktuelle" von 2016 als PDF. Diese wurde bis Ende September 2020 als "gültig" verlängert.

Download
015-006l_S2e_Descensus_genitalis-Diagnos
Adobe Acrobat Dokument 3.0 MB

 

Senkungen sind ein weltweites Problem und 50% aller Frauen, die geboren haben, leiden im Laufe ihres Lebens unter einer Organsenkung im Becken. Davon werden 10% operiert und davon werden 30% re-operiert.

"Nur" 10 % operiert?

Mit einer nicht-operierten Organsenkung, einer Beckenbodenschwäche, einer Inkontinenz oder einem Pessar zu leben, ist halt aber auch kein Spaß. Und Pessare sind nichts, das nur alte Frauen tragen. Weit gefehlt. Sehr viele junge Frauen müssen so ein Ding benutzen.

 

Man kann so unglaublich viel verhindern, wenn man Bescheid weiß und sich an Verhaltensmaßnahmen hält.

Egal ob als Prävention oder ob eine Bindegewebsschwäche besteht oder ob belastungsinduziert schon Symptomatiken da sind. Am Ende sollte man sich generell an ein paar Verhaltensregeln nach der Geburt halten und diese Regeln sind die selben, egal, ob es Krankheitssymptomatiken gibt oder nicht.

Prävention ist die beste Voraussetzung für eine lange Gesundheit.

 

 

 

 

 

Wer ein Huhn haben möchte, bitte aufs Bild klicken.


Hi, ich bin die Nicole. Ich bin seit 25 Jahren Physiotherapeutin und habe viele Jahre auf der Wochenstation und auf der gynäkologischen Station in der Frauenklinik gearbeitet. Von mir bekommst Du Informationen zum "Thema" aus erster Hand. 

Rückbildung vom ersten Tag an, im Rückbildungskurs, in der Praxis mit Patienten und leider auch oft die Spätfolgen von Beckenbodenschwächen (und was es sonst noch alles geben kann)  in der operativen Gynäkologie, kenne ich in und auswendig. 

Bei mir bist Du richtig, wenn Du reale medizinische Informationen zum Thema

Rückbildung und Frauengesundheit suchst. Mehr über mich findest Du hier.

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Kommentare: 4
  • #1

    Elena Lindenmann (Sonntag, 31 Januar 2021 23:58)

    Liebe Nicole

    Eines vorweg: ich finde Deine Arbeit und diesen Blog hier toll! Sehr toll sogar und absolut notwendig.

    Dennoch muss ich jetzt einfach einen eher kritischen Kommentar da lassen.

    Du schreibt: "Und es kann und sollte auch niemand Frauen zu dem Thema beraten, der keinen medizinischen Beruf ausübt. "
    Damit habe ich Mühe. Erstens: was ist für Dich ein medizinischer bzw. nicht-medizinischer Beruf im Hinblick auf Rückbildung. Möchtest Du damit sagen, dass Du z.Bsp. einen Arzt, der noch nie jemand zu Bewegung angeleitet hat, pauschal für qualifizierter hälst als einen Sportwissenschaftler, Frauen in dieser Lebensphase zu begleiten?

    Kurz zu mir: ich bin staatl. gepr. Gymnastiklehrerin (Schwerpunkt Prävention /Rehabilitation) mit Zusatzqualifikation in Sport- und Bewegungstherapie (letzteres noch nicht abgeschlossen). Ich begleite derzeit u.a. Frauen nach der Geburt in Einzelbetreuung. Die meisten sehe ich das erste Mal im Spätwochenbett, viele auch später und manche sogar früher. Und das witzige kommt jetzt: so gut wie ALLE dieser Frauen kommen auf Empfehlung ihrer Hebammen zu mir. Ich kooperiere hier mit einer Praxis von fünf Hebammen zusammen. Alles ganz tolle Fachfrauen, ein paar haben entsprechende FoBi zu RÜBi und RD. D.h., auch Hebammen haben dieses Wissen und die entsprechend en Fähigkeiten nicht automatisch. Sie bilden sich in dieser speziellen Thematik fort, wie ich und anderes bewegungspädagogisches Fachpersonal auch. DAS ist für mich entscheidend. Diese Hebammen fühlen sich übrigens oft nur bedingt qualifiziert, Bewegung anzuleiten. Lernt man als Hebamme etwas von Methodik /Didaktik oder wie man ein physiologisches sinnvolles, massvoll dosiertes Training gestaltet? Sehen sie als Hebammen automatisch Ausweichbewegungen, erkennen relevante Dysbalancen? Laut eigener Aussage "meiner" 5 Hebammen nicht, und sind darum froh, die Frauen an mich weiter zu verweisen.

    Klar, Rückbildung ist nicht mit Fitnesstraining zu vergleichen. Aber es ist - meistens - auch kein pathologischer Zustand, der eine medizinische Behandlung benötigt.

    Ich glaube, der Bereich Rückbildung ist eine Schnittstelle vieler Disziplinen. In manchem sind Hebammen versierter, in anderem Physios, in wieder anderem Bewegungspädagogen.

    Übrigens: ich weiss von Physios, die die Frauen am liebsten immer & sofort in den Vierfüsslerstand packen. Physio ist also auch keine 100% Garantie für eine gute Rückbildubgsbetreuung.

    Nichts für ungut, aber ich musste mal eine Lanze für Bewegungsfachpersonen brechen.

    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Elena

  • #2

    Elena Lindenmann (Montag, 01 Februar 2021 00:11)

    P.S. letztens habe ich einen Stundennachweis für meinem Ausbildungsinstitut gebraucht und weiss jetzt, dass ich in meiner nicht-medizinischen Ausbildung doch auf 640 Präsenzstunden Medizin & Anatomie gekommen bin.
    Es ist blöd, wenn sich jemand beruflich überschätzt. Es ist aber genauso blöd, wenn ein ganzer Berufssektor unterschätzt wird. Man muss nicht Physio oder Hebamme sein, um junge Mütter auf dem Weg zu funktionsrichtigem atmen & bewegen sinnvoll unterstützen zu können.

  • #3

    Nicole frank (Montag, 01 Februar 2021 09:47)

    Liebe Elena, danke für Deine Nachricht. Ich sage ja explizit, dass es auch gute Trainer gibt und definitiv auch Physios und Hebammen, die das überhaupt nicht können. Deshalb muss man sich immer die "Über mich" Seite anschauen und sehen, was die Anbieter, egal, ob Hebammen, Physios, Trainer und alle anderen, an Fortbildungen haben. Auch Hebammen brauchen Fortbildungen, genauso wie die Physios. Und ich meinte auch die Leute, die von der Versicherungskauffrau innerhalb kurzer Zeit zur "Rektusdiastase Expertin" avanciert sind. DAS ist das echte Problem. Nicht Leute wie Du, die so viele Stunden an Fortbildungen haben. Und genau so habe ich das gesagt und gemeint. Also nicht böse sein. Liebe Grüße, Nicole

  • #4

    Elena Lindenmann (Montag, 01 Februar 2021 12:50)

    Liebe Nicole

    Danke für die rasche Rückmeldung!

    Nein ich bin nicht böse - tut mir leid, falls es so rüberkam.
    Wenn das so ist, sehen wir es wohl ziemlich gleich. Ich bin meistens auch nicht Fan von den Express-Wochenendkurs-Trainern , insbesondere in diesem Bereich. Der betreffende Satz von Dir, dass nur medizinisches Personal in der Rückbildung beraten darf und soll, war mir dann aber doch etwas zu kategorisch.

    Ist vielleicht aber auch noch eine andere Situation in DE. Hier in CH bin ich bei den KK anerkannt, explizit auch für Rückbildung. Das läuft über bestimmte Fachbereiche beim Berufsverband, für die man sich qualifizieren muss.

    Fazit: super toller und sehr lehrreicher Blog, den Du hier führst - ganz herzlichen Dank dafür! Du hast mich neugierig gemacht auf die FoBi von Sabine Friese Berg - steht ganz oben auf der Wunschliste.

    Lieben Gruss
    Elena